Krapfnschnaggler

Die Brauchtumspfleger „Heumürach“ aus unserer Nachbargemeinde Dölsach haben Karl C. Berger beauftragt die Ursprünge des Krapfenschnaggelns zu erforschen und haben folgenden Text über das Brauchtum des Krapfenschnaggelns zusammengestellt. Wir erlauben uns diesen hier abzudrucken.

Allerheiligen

Der kirchliche Feiertag für „alle Heiligen“, von Papst Gregor IV im 9. Jahrhundert auf den 1. November gelegt, entwickelte sich sehr bald zu einem Gedenktag für alle Verstorbenen. Ausschlaggebend dafür waren Vorstellungen, die mit dem 2. November, dem im 10. Jahrhundert eingeführten Fest „aller Seelen“ in Zusammenhang stehen. Durch intensive Gebete und gute Werke der Lebenden konnten, so die Idee, an diesem Tag die armen Seelen aus dem läuternden Fegefeuer vorzeitig, zumindest aber vorübergehend befreit werden.

Fegefeuer

Die Vorstellunng des Fegefeuers, in der jeder Verstorbene durch ein peinigendes Feuer von seinen zu Lebzeiten ungesühnten Sünden bereinigt werde, ist also für die Bräuche zu Allerheiligen, und damit auch für das Krapfenschnaggeln, ausschlaggebend. Während der ganzen so genannten Seelenwoche, die vom 30. Oktober bis zum 8. November dauerte, konnten nach dem Glauben der Bevölkerung die armen Seelen herumwandern. In dieser Zeit sollte man die Türen langsam schließen, um keine Seelen zu zerquetschen, man stellte eine mit Schmalz gefüllte Lampe auf den Tisch, damit die Brandwunden gelindert werden konnten, und man heizte den Ofen ein, um die noch unerlösten Seelen zu wärmen. Diese früher in ganz Tirol bekannten Vorstellungen gehören inzwischen längst der Vergangenheit an. Erhalten hat sich beim Krapfnschnaggeln, wenn auch verändert, die Vorstellung der „Seelenspeisung“.

Das Heischen

Krapfen und Brote wurden vor Allerheiligen gebacken und am Abend des Festes zum Nachtmahl verspeist. Das Übriggebliebene wurde auf dem Tisch als Spende und Zehrung für die armen Seelen belassen und am nächsten Tag an Bedürftige verteilt. Aus diesem Speiseopfer leitet sich ein Heischebrauch ab, bei dem stellvertretend für die armen Seelen an Dienstboten und die Armen der Gemeinde „zu Hilf und Trost lieber Verstorbener“ Lebensmittel (Krapfen, Kiacheln, Brote) verteilt wurden. Der zeitliche Zusammenfall von Allerseelen und dem Ende der arbeitsintensiven Zeit hat bei der Ausformung der einzelnen Bräuche eine entscheidende Rolle gespielt.

Verbreitung

Dieser Brauch lässt isch keineswegs auf Osttirol konzentrieren, sondern war zumindest im bayrisch-österreichischen Alpengebiet allgemein verbreitet. Zumindest historisch kann Tirol den vielleicht größten Variantenreichtum aufweisen.

Erinnert sei an das „Krapfenbetteln oder -lottern“ im Südtiroler Pustertal, Weitental oder Ultental, an das „Pitschele-Singen“ im Ahrntal oder an das Verteilen der „Allerseelenmugelen“ um Wattens. Während der Großteil dieser Bräuche inzwischen aufgegeben wurde, findet man in Osttirol heute noch eine auffallende Vielfalt. Das „Krapfenschnaggeln oder -schnappen“ im Lienzer Becken entspricht dem Defregger „Greggl-Gien“, in Prägraten „Anklocken“ genannt, spircht man im Kals vom Schnappertag. In Kartitsch findet der nicht kontinuierlich durchgeführte Brauch, bei dem Niggelan verteilt werden, zeitlich versetzt am Freitag vor dem Kirchenweihsonntag (16. Oktober) statt.

Speiseweihe

Das Speiseopfer, zentrales Element beim Krapfenschnaggeln, zeigt enege Verbindung zu anderen Bräuchen der Herbst- und Winterzeit. Allen voran sei an die Perchtenbräuche erinnert. Der Percht, die nach historischer Vorstellung die Anführerin einer großen Schar ungetauft verstorbener Kinder war, stellte man Brot, Krapfen oder Milch vor die Türe, damit sie sich und ihre Totenschar ausruhen und stärken konnte. Thematisch eng mit dem Allerheiligenfest verbunden hat sich auch hier eine Heischebrauch entwickelt, bei dem Maskierte durch den Ort zogen, um Lebensmittel zu heischen. Diese so genannten Krapfenperchten, in Salzburg und Teilen des Tiroler Unterlandes heute noch zu sehen, sind auch äußerlich den Krapfenschnagglern ähnlich.

Das Schnappvieh

Das von den Schnagglern getragene Schnappvieh, ein auf einer Holzstange befestigter geschnitzter Tierkopf mit einem Unterkiefer, der durch eine Schnur bewegt wird, erzeugt ein markantes Geräusch. Man schnappte also nicht nach den Krapfen, wichtig war das rhytmische Klappern des Lärminstrumentes, das das Kommen ankündigt und als Dank für die Gaben zu hören ist. Ähnliche schnappende Figuren lassen sich bei vielen Maskenbräuchen des Alpenraumes, so auch bei den Schnabelperchten in Rauris, finde. Diese Tiermasken werden oft mi der Habergeis in Verbindung gebracht, die eine Begleiterin der Percht war und als Todesdämon – ihr Schrei kündigte den baldigen Tod eines Menschen an – galt.

Heidnisch?

Da Bräuche immer ein Indikator für gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen sind, haben sie regionalspezifische Ausprägungen, stehen aber in Zusammenhang mit überregionalen Entwicklungen und Phänomenen. Das Krapfenschnaggeln steht in Verbindung mit früheren Jenseitsvorstellungen und dem Gedenken an Vestorbene. Auch wenn es scheint, dass es sich um ein Relikt eines heidnischne oder nicht-christlichen Rituals handelt. Prägend ist vielmehr die ins Spätmittelalter zurück reichende christlich geprägte Vorstellung vom Fegefeuer, in dem Seelen eine Läuterung erfahren.

Text von Karl C. Berger, Europäische Ethnologie/Volkskunde, Universität Innsbruck

Was ist Halloween und woher kommt dieser uns doch etwas fremd erscheindende Brauch?

Bei unseren Nachforschungen über die Herkunft und dem Alter der Krapfenschnaggler sind wir auch auf Halloween gestoßen.

Anfangs waren wir eigentlich der Meinung, dass unsere Dölsacher Krapfenschnaggler viel, viel älter sind und das Halloween eigentlich von unseren Schnagglern kommt, aber dem ist nicht so!

Wie ist Halloween entstanden?

Der Halloween-Brauch stammt ursprünglich aus dme keltischen Raum. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November verabschieden sich die Druiden vom Sommer – der Jahreszeit der Göttin – und feierten die Herrschaft des Todesfürsten Samhain, der während des Winters regiert. Im keltischen Kalender symbolisiert dieser Tag den Jahreswechsel.

Obwohl dieser Brauch noch aus Zeiten vor Christus stammt, wurde er auch noch bis in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung exzessiv zelebriert. Da in dieser Nacht nach keltischen Glauben das Leben (der Sommer) die Herrschaft für ein halbes Jahr an den Tod (den Winter) abgibt, glaubte man, dass es ein besonders günstiger Moment wäre, damit sich die Toten unter die Lebenden mischen könnten. Man glaubte, dass sich die Toten für ein Jahr lang den Körper eines Lebenden suchen. Daher wurden ihnen Opfer gebracht, damit sie nicht den eigenen Körper auswählten.

Außerdem glaubte man, dass die Trennwand zwischen der Welt der Toten und der Lebenden an diesem Abend besonders dünn ist und man daher besonders einfach mit den Toten in Kontakt treten kann. Um diesen Kontakt besonders einfach herstellen zu können, wurde gefeiert und den Toten allerlei Leckereien angeboten, auf dass sie gerne und für kurze Zeit auf die Erde zurückkehren sollten. So wollte man auch nach dem Tod von Verwandten den Kontakt zu ihnen aufrecht erhalten.

Es war ein großes Fest mit Lagerfeuer und Festmahl. Aufgrund des Jahreswechsels wurde meditiert und Voraussagungen für das nächste Jahr gemacht: Es gimg um Krieg, Frieden, Politik, Ernten und Krankheiten. Den Göttern wurden Opfer dargebracht, um sie möglichst gnädig zu stimmen.

Die Iren haben diesen Brauch etwas abgewandelt. Sie haben sich in dieser Nacht möglichst schrecklich angezogen und verkleidet, damit die Toten und Geister an ihnen vorbeigehen und sie nicht als Lebende erkennen. Die Masken und Verkleidungen dienten zur Abschreckung.

Die Christianisierung Halloweens

Mittlerweile ist Allerheiligen ein christlicher Brauch geworden. Bis dahin war es allerdings ein langer, harter Kampf. Die Menschen waren zwar relativ leicht davon zu überzeugen, die damals neue Religion, das Christentum, anzunehmen, allerdings haben sie oft an ihren alten heidnischen Bräuchen und Traditionen festgehalten. Um die Gläubigen vor Sünden zu bewahren wurden die alten Bräuche einfach christianisiert. Im Jahre 837 verfügte Papst Gregor IV, dass an Samhain ebenfalls Tote geehrt werden sollten. So setzte man für den 1. November Allerheiligen an und am darauf folgenden Tag Allerseeln. Dies hatte zur Konsequenz, dass sich die einfachen Menschen nicht umstellen mussten und man sagen konnte, man habe die heidnischen Bräuche erfolgreich bekämpft.

Gerade im keltischen Raum ließ sich allerdings die Feier im ursprünglichen – heidnischen – Sinne nicht vertreiben. Im 16. Jahrhundert entstand der eigentliche Name „Halloween“. Die protestantische Kirche fürhte den Namen „All allowed Evening“ ein. Bis zu diesem Zeitpunkt war, die eigentliche Halloween-Nacht noch nicht christlich, aber durch diese spezielle Betitelung war der Brauch entgültigt christianisiert.

In Amerika kehrte man zum alten Brauchtum von Halloween zurück. Das Fest wurde modernisiert und mit der Zeit hat es seine jetzige Form angenommen: ein „herzlich wenig“ christliches Fest, bei dem sehr vielen heidnischen Bräuchen gefrönt wird. Kinder ziehen verkleidet durch die Straßen und klingeln an den Häusern, um Süßigkeiten zu bitten. Hierbei wird der typische Spruch „Trick or Treats“ (Streiche oder Süßes) gerufen. Entprechend dem Spruch werden den Kindern unterschiedlicheste Süßigkeiten zugesteckt, falls nicht, wird den Hausbesitzern ein Streich gespielt.